Neue Nachbarn, neue Chancen
Zuzüglerinnen und Zuzügler stellen viele Gemeinden vor Herausforderungen. Bevor aus „Zuagraste“ „Hiesige“ werden und aus Fremden Freunde braucht es einiges an Engagement – auf beiden Seiten.
Neue Siedlungen, Einfamilienhäuser, Reihenhäuser, mehrgeschoßiger Wohnbau – und plötzlich lauter neue Leute im Ort, die „man“ nicht kennt. Das Zusammenfinden gestaltet sich oft schwierig. Die Erwartungen auf beiden Seiten, die Vorstellungen von Freizeitgestaltungen sind oft unterschiedlich und so entstehen Missverständnisse. Wie gelingt nun ein erfolgreiches Zusammenleben?
Mit bestimmten Willkommensritualen kann Integration gelingen:
Die Mappen.
Viele Gemeinden verfügen über „Zuzügler-Mappen“, die meist beim Ausfüllen des Meldezettels überreicht werden. Darin finden sich alle wichtigen Informationen: Ärztinnen und Ärzte, Apotheke, Geschäfte, Dienstleister, Vereine und vieles mehr. Ein „Call to Action“, eine konkrete Aufforderung, sich zu beteiligen, schnuppern zu kommen oder ein Angebot, einmal auszuprobieren, sind leider kaum vorhanden.Unser Tipp: Besser als Mappen ist eine aktuell gehaltene Gemeinde-Website. Kreative Begegnungsmöglichkeiten wie kleine und große Veranstaltungen, Spaziergänge, Tage der offenen Tür, Grätzelfeste, Gartenkonzerte, Kultur an ungewöhnlichen Orten, in den neuen Siedlungen schaffen die Möglichkeit eines regelmäßigen Kontakts, eines Austausches und damit die Möglichkeit, neue Beziehungen aufzubauen.
Empfänge und Willkommensfeste
Miteinander feiern ist immer eine gute Idee. Zu bedenken ist, dass sich die einen von Schlagern abgestoßen, die anderen von Volksmusik angezogen, die nächsten von klassischer Musik überfordert fühlen.Unser Tipp: Veranstaltungen abwechslungsreich gestalten. Angebote für Jugendliche sind ebenso wichtig wie für Familien und älteres Publikum. Durch die Einbindung der Vereine und lokaler Organisationen in die Gestaltung der Veranstaltung, Feste und Feierlichkeiten wird eine breitere Vielfalt geschaffen und das Interesse von mehr Leuten geweckt. Die gemeinsame Organisationstätigkeit fördert den Diskussionsbedarf und damit den Austausch untereinander und das Miteinanderreden.
„Wollen täten´s schon“
Menschen, die nach dem Motto „My Home is my Castle“ leben, die anstatt Zäunen Palisaden aus Thujen, Stahl oder Alu um ihr Grundstück hochziehen und sich mit Pool, Trampolin, Terrasse und Griller ausschließlich zu Hause selbst verwirklichen, werden vermutlich schwer zu erreichen sein. Proaktive Neuankömmlinge stellen sich ihrer Nachbarschaft vor, läuten an, erzählen etwas über sich, laden vielleicht ihrerseits die Nachbarschaft zum Einweihungsfest ein, gehen zu Veranstaltungen, quatschen die Leute an, stellen Fragen, bieten Hilfe an. Aber nicht alle Menschen neigen dazu, diese Schritte zu setzen. Das größte Potenzial für die Ortsgemeinschaft und eine gute Nachbarschaft steckt in den Menschen, die einfach nur zu schüchtern sind, um Schwellen zu überschreiten, die es nicht wagen, den ersten Schritt zu tun, die vielleicht schon einmal schlechte Erfahrungen gemacht haben und sich, nachdem sie einmal zurückgewiesen wurden, zurückgezogen haben.Unser Tipp: Zu zweit geht alles leichter. Umzugstraditionen, wie neuen Nachbarn Brot und Salz zu überreichen sind ein erster Schritt zur Kontaktaufnahme und werden meistens positiv erfahren. Schon sind erste Hemmschwellen überwunden. Gemeinsam singen, tanzen, feiern, planen, lernen, organisieren, kreativ oder sportlich tätig sein, kochen, backen, ausstellen, … kann man, egal woher man kommt, wie alt man ist, wie man spricht, welchen Schulabschluss man hat oder wieviel Geld man verdient.
Seien Sie mutig – und gehen Sie aufeinander zu!