Wie Freiwillige gewinnen?

Vereine und Organisationen suchen gezielt und sehr aktiv nach Mitgliedern. Dafür ist entsprechendes Know-how erforderlich.

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In der Antike waren sich die alten Philosophen uneinig darüber, ob man mit Worten überreden oder überzeugen solle. Heute wissen wir: Nur was man gerne, also aus Überzeugung tut, macht man auch gut. Wenn es also darum geht, andere für eine Tätigkeit oder für eine Mitgliedschaft dauerhaft zu gewinnen, gibt es gleich mehrere entscheidende Punkte. Die allermeisten beginnen damit, darüber nachzudenken, wie man junge Menschen gewinnen könnte, dabei sollte dieser Gedanke eigentlich ganz am Ende stehen. Am Beginn sollte die Frage nach dem Vereinszweck stehen. Dann geht es um die Menschen und Zielgruppen, die dieses Anliegen teilen könnten, und in weiterer Folge um das Umfeld und die Beteiligungsmöglichkeiten. Erst dann ist die konkrete Gewinnung von Mitgliedern an der Reihe.

 

Niemals aufgeben!

Verschiedene Studien haben gezeigt, dass es mehrere Anläufe braucht, um ein Mitglied zu gewinnen. Auch wenn eine Person 20 Mal „Nein“ gesagt hat, stehen die Chancen relativ hoch, dass diese beim 21. oder 22. Mal „Ja“ sagt. Fakt ist jedenfalls, dass die allermeisten nicht Freiwilligen einfach noch nie gefragt wurden. Neben der persönlichen Ansprache wird auch ein guter Onlineauftritt immer wichtiger. Auf der Suche nach Betätigungsfeldern wird heutzutage in erster Linie gegoogelt. Die Homepage sollte deshalb, wie eine Visitenkarte gestaltet sein. Eine Studie der deutschen Körber-Stiftung hält fest, dass umfassende Informationen zum Verein und zum Tätigkeitsfeld für die Entscheidung fast genauso wichtig sind wie eine persönliche Ansprache. 

 

Wissen, was Freiwillige wollen 

Die Bedürfnisse hinsichtlich Umfeld und Beteiligungsmöglichkeiten sind vielfältig, im Kern aber einfach zu fassen: Für Freiwillige geht es in erster Linie um emotionale Aspekte, ums Wohlfühlen, ums Gebrauchtwerden, ums Helfen selbst. Der Österreichische Freiwilligenbericht listet Motive für Freiwilligenarbeit auf. Die wichtigsten fünf sind: „Ich möchte anderen helfen“, „ich möchte etwas Nützliches für das Gemeinwohl beitragen“, „Es macht mir Spaß“, „Ich kann meine Fähigkeiten und Kenntnisse einbringen“, „Ich treffe Menschen und gewinne Freunde“. Die Top Five Antworten auf die Frage, warum man sich nicht engagiert: „Ich bin niemals gefragt worden“, „Ich habe nie darüber nachgedacht“, „Ich bin durch familiäre Aufgaben ausgefüllt“, „Es lässt sich mit meinem Beruf nicht vereinbaren“, „Das ist nichts für meine Altersgruppe“. 

 

Die Generationenfrage

Was die Zielgruppe für neue Mitglieder betrifft, denken die allermeisten Vereine zunächst an junge Menschen. Der Begriff „Nachwuchssorgen“ ist in aller Munde. Die bereits zitierte Studie der deutschen Körber-Stiftung legt nahe, dass man als Zielgruppe unbedingt auch die älteren Generationen ins Auge fassen sollte: 60 Prozent aller Seniorinnen und Senioren könnten sich vorstellen, mehr freiwilliges Engagement zu leisten. Keine andere Zielgruppe ist gewinnbarer. In Österreich sind jeweils rund zwei Millionen Menschen Teil der Generation Baby Boomer (geboren zwischen 1946 und 1964) und der Generation X (geboren zwischen 1965 und 1980). Wer heute seinen wohlverdienten Ruhestand antritt, ist gesünder und agiler als jemals zuvor. Und: Über 40 Prozent der über 60-jährigen sind auch deshalb freiwillig engagiert, um selbst aktiv zu bleiben. Freiwilliges Engagement ist also nicht nur Nächstenliebe, sondern auch Eigeninteresse.