Die Gemeinde Leitzersdorf wurde als „Vereinsfreundlichste Gemeinde“ ausgezeichnet. Wie viele Vereine bzw. Ehrenamtliche sind in etwa aktiv?
Insgesamt gibt es in Leitzersdorf 26 Vereine bzw. ehrenamtlich aktive Organisationen - inklusive der Freiwilligen Feuerwehren, die ja kein Verein, sondern eine Körperschaft öffentlichen Rechts sind, aber trotzdem ausschließlich von Ehrenamtlich-Tätigen leben.
Wo sind die meisten Mitglieder aktiv?
Wenn ich alle fünf Freiwilligen Feuerwehren, die in unserer Gemeinde aktiv sind, zusammenrechnen dürfte, dann wäre das mit rund 200 Mitgliedern die stärkste ehrenamtlich tätige Organisation. Für sich genommen zählen die Sportvereine, die meisten Mitglieder. Allerdings muss ich da fairer Weise dazusagen, dass hier auch einige Mitglieder aus den Nachbargemeinden kommen. Wenn es nur um Mitglieder aus unserer Gemeinde in einem Verein geht, dann haben die NÖ‘s Senioren knapp die Nase vorn. Und es gibt natürlich Überschneidungen bei den Mitgliedschaften. Die meisten zwischen Feuerwehr, Landjugend, Sportvereinen, Musikkapelle, Chören und Jägern. Geschätzt würde ich sagen, dass jeder 3. unserer rund 1.200 Gemeindebürger ehrenamtlich tätig ist.
Kannst du uns einen kurzen Überblick darüber geben, in welchen Bereichen die Vereine tätig sind. Hast du persönliche Favoriten?
Wir haben ein breites Angebot an Vereinen: Von Jung bis Jung-Geblieben, von musikalisch bis astronomisch, von traditionell bis sportlich-gesund, ist in der Gemeinde alles zu finden. Favoriten habe ich natürlich keinen, in meiner Funktion sehe ich alle als gleichwertig an. Ich versuche als Bürgermeisterin, wenn es sich zeitlich ausgeht, alle Veranstaltungen aller Vereine zu besuchen. Auch das sehe ich als Zeichen der Wertschätzung an. Privat bin ich in der Tennis- und Sportunion Leitzersdorf Mitglied.
Inwieweit tragen die Vereine zum Gemeindeleben bei, was sind die Highlights im Jahreskreis?
Jeder Verein führt eigene Veranstaltungen durch, mindestens eine pro Jahr, manche sogar mehrere. Das reicht von Feuerwehr- und Dorffesten über Konzerte der Chöre, Dämmerschoppen der Ortskapelle, Sportveranstaltungen, Jugend-Partys, Seniorenmessen, Gesundheitstage, Landjugend-Pfingstheurigen, Hubertusmessen, Radausflüge, Vorträge, etc. Es gibt auch Veranstaltungen der Gemeinde mit Unterstützung der Vereine. So haben wir heuer unseren traditionellen Waschberg-Crosslauf gemeinsam durchgeführt, ebenso wie den Faschingsumzug, der nach 20 Jahren wiederbelebt wurde. Veranstalter war die Gemeinde, die Vereine waren aber mit großem Engagement und viel Spaß mit dabei, und haben Teilbereiche übernommen – ohne sie wären diese Veranstaltungen gar nicht möglich gewesen. Das ist für mich ein Erfolgsrezept: Gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen und umzusetzen, was vielleicht für einen Verein oder eine Gruppierung allein eine nicht zu bewältigende Aufgabe wäre. Und als nächstes veranstalten wir diesem Konzept folgend auch einen Frühlingsball.
Vereinsfreundlichste Gemeinde bedeutet, dass die Gemeinde aktiv auf die Vereine zugeht und ihnen etwas bietet, was kann man sich darunter konkret vorstellen?
Die Unterstützung durch die Gemeinde erfolgt auf unterschiedlichsten Wegen: Jährliche finanzielle Zuwendungen, finanzielle Beteiligungen bei Investitionen, Bereitstellung von Räumlichkeiten, Unterstützung bei Veranstaltungen - speziell in der Vor- und Nachbereitung, durch personelle Ressourcen, durch die Möglichkeiten der Präsentation der Vereinsaktivitäten und Veröffentlichung von Veranstaltungsterminen auf der Gemeindehomepage und in der Gemeindezeitung, oder durch die Übernahme von Drucksorten wie Flyern und Einladungen durch die Gemeinde. Alle Vereine und Gruppen schauen darauf, dass die ihnen zur Verfügung stehenden Anlagen und Häuser in Schuss und sauber gehalten werden. Investitionen werden in Abstimmung meistens gemeinsam getätigt, das heißt die Gemeinde unterstützt finanziell und der Verein leistet auch seinen Anteil dazu, sei es durch finanzielle Beteiligung und oder auch durch Arbeitsleistung.
Gibt es in Leitzersdorf auch das sogenannte informelle Freiwilligenwesen, also Ehrenamtliche, die in keinem Verein tätig sind, wie Besuchsdienste, Rasenmähen, Hilfsdienste etc.?
Ja, das gibt es natürlich, bei uns ist einer für den anderen da. Im Gegensatz zu größeren Gemeinden oder Städten funktioniert dies bei uns aber ohne Zutun von öffentlicher Seite. Neben dem klassischen Ehrenamt sind solche Tätigkeiten bei uns Ehrensache. Ich weiß aber auch, dass das nicht selbstverständlich ist und gerade diese kleinen Gesten des Alltags wertgeschätzt werden müssen.
Vieles hängt an den Bürgermeisterinnen und Bürgermeister persönlich, was ist dein Beitrag zum Ehrenamt in Leitzersdorf?
Wie gesagt, versuche ich möglichst alle Feste und Veranstaltungen zu besuchen. Für die eine oder andere Jugendparty fühle ich mich aber schon zu alt.
Gerne unterstütze ich – wenn gewünscht – auch mit meiner Arbeitskraft, und helfe gerne auch mal bei Herrichten oder Wegräumen mit. Und natürlich Mehlspeis-Spenden, die dürfen bei unseren Festen nicht fehlen. Das heißt, wenn ich gefragt werde, ob ich für ein Fest etwas backen kann, dann tue ich das natürlich auch gerne. Die klassischen Bierfass-Spenden, Maitafel-Spenden, (Fuß-)Ball-Spenden inkl. Ankick, die es eh überall gibt, gehören da auch dazu.
Viele Gemeinden merken hohe Kosten an, die Vereine verursachen. In welchen Bereichen fallen diese an, lohnen sich die Gemeindeförderungen bzw. wie siehst du diese ganz allgemein?
Natürlich „verursachen“ Vereine auch Kosten, sei es durch notwendige Anschaffungen oder für den laufenden Betrieb. Im Zuge der Teuerung sind auch die hohen Energiekosten ein Faktor. Wir diskutieren die Förderansuchen im Gemeinderat und versuchen immer eine faire Lösung zu finden. Ich vertrete den Ansatz, dass nicht alles die Gemeinde zahlen kann, die Gemeinde sind immer wir alle. Wichtig ist, dass auch der Verein selbst etwas leistet und sich darum kümmert, dass Geld in die Vereinskasse kommt, durch Sponsoring, Inserate, Spenden oder dergleichen. Aber natürlich sehe ich es auch bis zu einem gewissen Grad in der Verantwortung der Gemeinde, zu unterstützen, in welcher Form auch immer. Schließlich kommen die Vereinstätigkeiten wieder der Allgemeinheit, also allen Gemeindebürgerinnen und Gemeindebürgern, zugute. Und das wiederum macht eine lebens- und liebenswerte Gemeinde aus. Somit ist das für mich dann eine Win-Win-Situation.
Als Vereinsfreundlichste Gemeinde hast du sicher Tipps, die du anderen Gemeinden oder Behörden in Bezug auf Ehrenamt und Freiwilligenarbeit weitergeben möchtest?
Finanzielle Unterstützung ist die eine Sache, aber es braucht vor allem Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren und tätig sind. Die beste Unterstützung würde nichts nützen, wenn sich nicht Engagierte finden, die etwas unentgeltlich leisten. Und dieses Engagement muss man wertschätzen und hochhalten. Ich versuche immer, alle zu motivieren und auch immer mit gutem Beispiel voranzugehen und mitzuhelfen. Weil wir, letztendlich wieder alle, etwas davon haben.